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Automotive Berlin-Brandenburg: Der Aufwand für die Internationalisierung lohnt sich

Aktualisiert: 11. Apr.

Harald Bleimeister, Vorstandsvorsitzender, und Michael Bose, Projektleiter & Leiter Internationalisierung von automotive Berlin Brandenburg e.V.




Wie ist in diesen Tagen die Lage im Automobilsektor in Berlin-Brandenburg?


Bleimeister: Wir sehen uns mit unseren 400 Mitgliedern immer noch als die „Region for future mobility“. Elektromobilität ist bei uns sichtbar, nicht nur, weil Tesla und Nio hier sind. Das ändert aber nichts an der Situation der Autoindustrie in Deutschland: Berlin-Brandenburg ist ja keine Insel. Wir haben hier die gleiche Situation, wie sie überall nachvollziehbar ist. Zulieferer, die an den OEMs hängen, müssen Geschäftsmodelle neu ausrichten. Manche Mittelständler sehen nicht mehr so richtig, wie es weitergehen soll und schließen. Der klassische mittelständische Optimismus ist nicht mehr so einfach abrufbar. Das sind keine guten Vorzeichen für den Transformationsprozess, für den wir als Verband motivieren wollen.


Nicht weg vom Auto - sondern mit Know-how in neue Märkten und Branchen

Wie argumentieren Sie dann in Ihren Gesprächen?


Bleimeister: Würden wir nur Seelenmassage betreiben, kämen wir bei den Unternehmern nicht über den ersten Kaffee hinaus. Wir müssen handfeste Hilfestellungen liefern. Wir müssen Optionen aufzeigen - international in der EU, China, Japan und Vietnam. Wir erinnern die Unternehmen an ihre Technologiekompetenz, die sie in ja viele Sektoren einbringen und international vermarkten können. Wir ermutigen die Firmen, die ja lange in einer der anspruchsvollsten Industrien bestehen konnten und bei den Zertifizierungen, bei den Prozessen der Automobilindustrie erfolgreich waren und sind. Das heißt also nicht: weg vom Auto aber sich mit dem Know-how etwa in der Oberflächen- oder Umformtechnik neuen Märkten und Branchen zu stellen.


Bose: Es sind drei Dimensionen, wie wir den Internationalisierungsprozess unterstützen. Erstens Information: Wir laden dazu ein, sich persönlich anzuschauen, was sich in anderen Regionen , Branchen entwickelt ,was dort bei den Technologien state of the art ist. Zweitens: der Austausch. Zu sehen, wie andere Unternehmer mit den Problemen umgehen, dabei branchenübergreifend Netzwerke zu knüpfen, auch in neuen Märkten. Und drittens dann natürlich, echtes Potenzial zu entdecken, die eigene Entwicklungsrichtung zu bestimmen und Partner dafür zu finden.


Kein Sighseeing in China, sondern vertrauensvolle Partnerschaften

Bleimeister: Michael Bose hat besonders in China wichtige Arbeit dafür geleistet: Wir wollen nicht einfach Sightseeing für Unternehmer organisieren, sondern fachlich immer näher an potenzielle Partner herankommen. Dazu gehörte auch der Aufbau einer vertrauensvollen Partnerschaft mit der CIIPA. Wichtig ist auch die kollegiale Kooperation mit Initiativen in anderen Bundesländern etwa dem Saarland und in NRW, die die gleichen Ansätze wie wir haben.


Wie kann ein Automobilcluster dann in den Technologiethemen selber und bei der fachlichen Vorbereitung der ersten Internationalisierungsschritte konkret unterstützen?


Bose: Dazu haben wir erstmal den genauen Bedarf und das Leistungsportfolio der Unternehmen korrekt abzufragen, um deren Kernziele richtig zu verstehen. In China ging es uns seit 2014 und in Partnerschaft mit CIIPA seit 2020 dann darum, eine Strategie für den Umgang mit Partnern und dem Markt zu entwickeln. Wir haben das Konzept einer Netzwerkpyramide, In ihr finden sich Regierungskontakte, auf den verschiedenen Ebenen von Zentral- bis zur Stadtverwaltung, der administrative Bereich wie der Technologie -oder Wirtschaftsentwicklungszonen oder Gebiet, der Universitäten und dazu deren Institute und schließlich die Branchenverbände. Wir pflegen derzeit 15 Kooperationen in unterschiedlichen Provinzen und Städten. Wir arbeiten mit Hochschulen wie der Tsinghua University und deren Yangtze delta region institut  sowie deren Technology Center in Berlin zusammen. Über die regionalen Wirtschaftsverbände kommen wir in Gespräche mit den OEMs, den 1st und 2nd Tiers,  wo wir auch deren Produktionsleiter, Techniker, Entwicklungsingenieure und Vertriebsleute als Ansprechpartner haben. Da sehen wir als Verband auch genauer, wo genau konkrete Ansätze für Kooperationen, auch im Detail gegeben sind, wie Zulieferstrukturen aussehen, wo in der Forschung mit Hochschulen zusammengearbeitet werden kann. Je enger und stabiler die Beziehungen sind, desto zielgerichteter ist diese ja sehr detailorientierte Vorbereitung der Unternehmen. Das ist zeitlich anspruchsvoll, das muss man lieben.


Bleimeister: Ich glaube aber, der Aufwand lohnt sich, wir sind damit nicht erfolglos. Dazu gehört auch die menschliche Seite: Ernsthaftigkeit fängt damit an, dass man sich mit den Menschen auseinandersetzt. Wir haben mit Frau Wan Yang Rohrer eine Muttersprachlerin beim aBB, die uns beim kulturellen Verständnis Chinas hilft. Zum Beispiel: Was kommt eigentlich bei Besuchern aus China an, wenn wir die direkten persönlichen Begegnungen von Unternehmern hier bei uns organisieren.  Es gibt immer nur eine Chance auf einen guten ersten Eindruck.


Bose: Bei unserem Ansatz einer wertschätzenden Wirtschaftsdiplomatie kommt einer offenen Kommunikation auf Augenhöhe eine wichtige Rolle zu.


Was steht 2025 an auch Richtung China?


Bose: Wir sind vom 18. bis 23. März in Wuxi zur International TechWeek. Ein Highlight ist sicher der Besuch der Leitmesse Auto Shanghai vom 22. bis zum 28. April, wo wir auch weitere Stationen in China besuchen wie Nanchang und Shiyan. Wir sind auf der Autokonferenz, die Prof. Dudenhöffer in China macht, planen im Sommer Delegationsreisen nach Vietnam und im September nach Japan zur World Expo.. Und wir sind natürlich auch auf dem „9. Deutsch-chinesischen Automobilkongress“ der CIIPA im Oktober wieder als Co-Organisator dabei.  Dann haben wir noch die IAA in Deutschland, zahlreiche Delegationen kommen zu uns. Es wird nicht langweilig werden.


Interview geführt von Hans Gäng, local global GmbH

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