SaarGummi Neo: Ideen wie ein Samenkom in die Organisation einpflanzen
- CIIPA
- 10. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Sven Müller, Director Innovation / Managing Director SaarGummi Neo

Welche Rolle hat SaarGummi Neo für den Konzern?
Um die Gesamtsituation zu beschreiben: SaarGummi ist ein weltweit tätiger Automobilzulieferer mit über 75 Jahren Erfahrung in der Herstellung hochqualitativer Dichtungssysteme. Die Gummiverarbeitung ist ein sehr traditionelles Geschäft, indem wir uns zwar inkrementell verbessern können, unsere Frage aber war: Wie können wir uns zukunftsfähiger machen in einem globalen Markt, den insgesamt nur vier oder fünf Global Player bedienen? Es reicht ja nicht, nur einigen Trends zu folgen. Wenn wir nach vorne schauen wollen, müssen wir die Innovationsabteilung in einer traditionellen Unternehmung auf ein solides Fundament stellen. Darum haben wir eine eigene Gesellschaft gegründet - mit eigenem Geschäftsführer, eigenem Budget und eigener Verantwortung. 2016 hatten wir unseren Start, damals noch an einem anderen Standort als der Produktion und Serienentwicklung, um tatsächlich einen Neustart zu gewährleisten. Jetzt sind wir wieder näher an einem der größten Produktionsstandorte der Gruppe hier in Wadern.
Wir sind im Konzern verankert, ohne allerdings die Agilität zu verlieren, die wir in den ersten fünf Jahren gewonnen haben. Wir bleiben ein Speedboot.
Hat das Start-up, das Sie also leiten, auch andere Kunden als SaarGummi?
Wir haben vier Innovationssparten: Produktinnovationen, Prozessinnovationen, Materialinnovationen und die Digitalisierung. Prozesstechnik, die wir hier entwickeln, geben wir nicht in den Markt; die bleibt in unseren Werken. Bei Produktinnovationen sind wir aber direkt bei den Kunden, den OEMs, und stellen dort auch neue Themen vor, die später in Serie kommen können. Bei den Materialinnovationen ist die Gruppe Abnehmer, aber auch bei den OEMs gibt es eine immer stärkere Nachfrage nach unseren nachhaltigen Lösungen. Gleiches gilt für das Thema Digitalisierung. Fokus ist für uns aber, wie wir neue Technologien intern zum Laufen bringen.
Aus dem Konzern bekommen wir richtungsweisendes Feedback für unsere Ideen.
Wie sind Sie bei diesen Themen personell aufgestellt?
Eine Gruppe von sechs Leuten ist hier komplett losgelöst vom operativen Geschäft ausschließlich mit der Ideenfindung und bei Innovationsthemen aktiv. Wir sind Ideengeber. Situations- und projektbezogen können wir aber auf die Ressourcen innerhalb des Konzerns zugreifen. Sei es bei CAD-Arbeiten und Simulationen, bei denen wir eng mit der Serienentwicklung zusammenarbeiten. Oder bei der Arbeit mit digitalen Twins und neuen Prozessen in Pilotwerken - hier bekommen wir die nötigen Ressourcen aus dem Konzern; aber auch das rasche und richtungsweisende Feedback für unsere Ideen. Unsere Freigeistigkeit bewahren wir uns. Wir brauchen sie, um eine unabhängige Voraussicht auf Marktentwicklungen - auch bei den OEMs - zu bewahren.
Gute Ideen werden in China konsequent und fast forward umgesetzt.
Der Weltmarkt der Automobilindustrie verlangt auch den Blick nach China...
Es ist gut, dass das Thema Innovation bei unserem chinesischen Gesellschafter tief verankert ist und er darum auch unsere Ausgründung stark unterstützt hat. Wir sind eben nicht nur für Europa, sondern global tätig. Natürlich hat sich der chinesische Automobilmarkt in den letzten Jahren viel dynamischer entwickelt als die traditionellen Märkte. Auch die Herangehensweise bei der Implementierung von Neuerungen unterscheidet sich stark. Wenn eine Idee gefällt, wird diese konsequent umgesetzt. Sie sind "fast forward" Richtung Serienproduktion - wo ich dann manchmal noch lieber eine Vorserie hätte, um zu sehen, ob eine Innovation trägt! Wenn Ihnen eine Idee gefällt, werden eher die Chancen gesehen und nicht die Risiken.
Wie kann Sie der chinesische Gesellschafter im lokalen chinesischen Markt unterstützen?
Es gibt ein ganz nachhaltiges Engagement des Shareholders zum Thema Innovationen. Dieser Bereich wird als strategischer Eckpfeiler angesehen, um sich vom übrigen Markt zu differenzieren. Auch unsere eigene Landesgesellschaft SaarGummi China ist bei der Umsetzung von Innovationen bei Kunden beeindruckend schnell. Ich fühle mich da wohl, weil ich sehe, wie wir gemeinsam etwas bewegen können.
Wie wollen Sie als SaarGummi Neo künftig in den globalen Märkten wirken?
Wir wollen ein Start-up bleiben, das Ideen wie ein Samenkorn in die Organisation einpflanzt, sodass sie mit Hilfe aller Beteiligten erfolgreich skaliert werden können. Wir wollen auch unsere externen Kooperationen ausbauen und intensivieren, aber nicht unbedingt durch den Aufbau zusätzlicher eigener Ressourcen. Uns geht es darum, unseren Blickwinkel auf Innovationen einzubringen und neue Ideen zu realisieren. Unser großer Vorteil ist dabei, dass wir mit etwas Distanz auf die Prozesse schauen können. Unser Mix aus erfahrenen Branchenexperten, die den unterschiedlichen Takt und die Arbeitsweisen bei den Global Playern kennen, als auch jungen, offenen Kollegen, die frische Ideen in die Organisation tragen, macht den Unterschied. Dazu gehört, dass man in allen wichtigen Märkten auch regelmäßig präsent ist und im steten Austausch mit den lokalen Organisationen die jeweiligen regionalen Bedürfnisse mitnimmt. Das Wichtigste ist dabei, Verständnis und Respekt füreinander zu haben. Nur so können wir uns in Kooperationen auch offen austauschen und den wechselseitigen Nutzen sichern.
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