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China Day 2018: „Krisen in Chancen verwandeln“

Vom 12.-16.11.2018 findet die nunmehr 21. Auflage der Euro Finance Week in Frankfurt a. M. statt. Und besonderes Ereignis in diesem Rahmen war am 14.11. der China Day 2018, inzwischen auch bereits zum 5. Mal.


Die von der dfv Euro Finance Group veranstaltete Euro Finance Week wurde von einer großen Tageszeitung zu Recht als „Europas größtes Treffen der Finanzindustrie“ bezeichnet. Jedes Jahr gebe sich das „Who is Who“ der Branche in der Main-Metropole die Klinke in die Hand. Als eine besondere Attraktion der Veranstaltung hat der sich seit 2014 – das Renminbi-Clearing in Frankfurt wurde in diesem Jahr offiziell gestartet – eingebundene „China Day“ entwickelt, in diesem Jahr mit dem Mitveranstalter CEINEX (China Europe International Exchange) durchgeführt. Wiedereinmal bestach der China Day durch sehr hochkarätige Sprecher, durch Reden und Panels zu einem ganzen Spektrum von Fragen, von der Internationalisierung des Renminbi über seine Rolle im internationalen Zahlungsverkehr, M&A-Fragen, Investitionsfragen bis hin zu bilateralen Kooperationsmöglichkeiten.

Die Darstellung des wirtschafts- und finanzpolitischen Rahmens der zu erörternden Fragen blieb WANG Weidong vorbehalten, Gesandter Botschaftsrat, Leiter der Wirtschaftsabteilung der Botschaft der VR China in Berlin und aufgrund seiner früheren Verwendung in Frankfurt immer noch außerordentlich beliebt in der Rhein-Main-Region. GesBR Wang überbrachte die Grüße von Botschafter SHI Mingde und begann seine viel beachtete Rede mit der Botschaft, dass der Finanzplatz Frankfurt durch den Brexit weiter profitieren könnte. Klar sei, dass die Weltwirtschaft dieser Tage durch den aktuellen Handelskonflikt überschattet werde. Was die Reaktion Chinas betreffe, könne man diese verstehen, wenn man die chinesische Geschichte kenne. Es gehe jetzt um das traditionelle Prinzip, „Krisen in Chancen zu verwandeln“. China werde deshalb seine Öffnungspolitik engagiert vorantreiben. So würden Zölle weiter gesenkt oder mit der kürzlich durchgeführten China International Import Expo (CIIE) klare Öffnungszeichen gesetzt. Dies sei der Weg, Krisen in Chancen umzuwandeln. Die nächsten chinesischen Öffnungsschritte würden die Dienstleistungen und vor allem den Finanzsektor betreffen, worin ein großes Entwicklungspotenzial liege. Weiterer Beschleunigungsfaktor sei E-Commerce und Big Data entwickle sich rasant. Im Belt-and-Road-Projekt rückten europäische und chinesische Unternehmen immer mehr zusammen, was zugleich eine große Herausforderung für den Bankensektor bedeute. In den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen stellten Investitionen nach China keine Einbahnstraße mehr dar. Die chinesischen Investitionen in Deutschland wüchsen rasant. Auch dies sei wichtig für den Finanzsektor. Allerdings gebe es hier auch Sorgen über deutsche Reaktionen. So etwa, dass zusätzliche Barrieren gegen chinesische Investitionen errichtet würden. Oder auch, dass die Regularien gegen chinesische Banken, anders als etwa gegenüber japanischen oder kanadischen Banken, in Deutschland besonders streng seien. Dies könne chinesische Banken eher nach Brüssel oder London ziehen, was nicht im Sinne des Finanzplatzes Frankfurt liegen könne.

Nach einem Grußwort des Mitveranstalters CEINEX (Chairman Dr. HU Zheng) zu Rolle und Aufgaben von CEINEX sowie einer „Keynote-Speech“ von QIAN Wenhui (Agricultural Development Bank of China) zur chinesischen Öffnung des Finanzmarktes einschließlich der besonderen Rollen von Geschäfts- und Förderbanken erörterte der erste, besonders beachtete Panel die weitere Internationalisierung des Renminbi unter sich verändernden Marktbedingungen. Der Moderator, Direktor Jochen Metzger (Deutsche Bundesbank), konnte ein sehr namhaftes Panel präsentieren: Dr. Stephan Bredt (zuständiger Abteilungsleiter im Hessischen Wirtschaftsministerium und von J. Metzger als „Herz und Seele“ des Renminbi Clearingszentrums bezeichnet), Sven Jürgensen (HSCB), Ulrich Leuchtmann (Commerzbank) und Bernd Meist (Bank of China, Frankfurt). Die nahezu schon philosophische Botschaft von B. Meist: Das einzig Beständige ist der Wandel, aber: der Weg des Renminbi zur Weltleitwährung wird nicht aufzuhalten sein.

Beeindruckende Informationen und Bewertungen lieferte in einer weiteren Keynote-Speech (Die Rolle des Renminbi im internationalen Zahlungsverkehr) auch Burkhard Balz, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank. Bei der Internationalisierung des Renminbi brauche man einen langen Atem. Man brauche keine Angst haben, langsam zu sein. Angst müsse man nur vor dem Stehenbleiben haben. Der bisherige Stellenwert des RMB im internationalen Zahlungsverkehr (2%) bliebe noch deutlich hinter dem Stellenwert der Wirtschaftsleistungen Chinas (17% weltweit) zurück. Aber er steige stetig. Und er sei 2016 in den Währungskorb des IWF aufgenommen worden. Gefördert werde der Anstieg auch zwangsläufig im Rahmen der B&R-Initiative. Der VR China bescheinigte Balz eine verantwortungsvolle Währungspolitik: Man sei in kein Abwertungsrennen eingestiegen. Die Bundesbank jedenfalls sehe sich aufgerufen, einen aktiven Beitrag zum Ausbau der deutsch-chinesischen Finanzbeziehungen zu leisten.

Ein anschließender „Powertalk“ wandte sich dem Sonderaspekt von Modellen des digitalen Zahlungsverkehrs zu, wie etwa Wechat-Pay und AliPay. Im Gespräch mit Annemarieke Kostense (China Payments Team, Wirecard) erörterte Dr. Jochen Biedermann (Silk Road Group), überzeugender Moderator der Gesamtveranstaltung, die Auswirkungen des zunehmenden Tourismus aus China nach Europa auf die Akzeptanz chinesischer digitaler Bezahlweisen.


Der festliche Abschluss des Chinatages fand dann nicht in Frankfurt, sondern in der Taunusgemeine Liederbach statt. Hier empfing Botschaftsrat ZHU Weige, Leiter der Wirtschaftsabteilung des Frankfurter Generalkonsulats der VR China, Sprecher und Teilnehmer in feierlichem Rahmen.


Erschienen in: Deutsch-Chinesische Allgemeine Zeitung

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