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Osteuropa: Die Chancen der Seidenstraßeninitiative wahrnehmen

7.1.2019, Budapest – Während die Haltung in Westeuropa durch ein Zaudern gegenüber der Belt-and-Road-Initiative (BRI) geprägt ist, gibt es bereits seit 2012 eine enge Kooperation zwischen China und Osteuropa auf diesem Sektor. Ein Ausdruck dessen war am 7.1.2019 ein BRI-Tourismus-Summit in Ungarns Hauptstadt Budapest, die größte Tourismus-Veranstaltung in der Geschichte Osteuropas.

Eingeladen hatte das Travel Retail Unternehmen „Travel Easy“. Der Geschäftsführer YANG Yang führte die überwältigende Zahl der Besucher in Budapests Grand Hotel Corinthia in den Tätigkeitsbereich seines Unternehmens ein. Außerdem unterstrich er die Bedeutung der Zusammenarbeit Chinas mit den Staaten Mittel- und Osteuropas und namentlich mit Ungarn, was ein maßgeblicher Grund für die Wahl von Ungarns Hauptstadt als Schauplatz der Veranstaltung gewesen sei.

CEO YANG Yang bei der Eröffnung

In der Tat arbeitet China unter der Formel CEECs – „16+1 Cooperation” mit diesen Staaten eng und vertrauensvoll zusammen. Ausdruck dieser Kooperationsplattform sind jährliche Gipfeltreffen, die bisher in Sofia (2018), Budapest (2017), Riga (2016), Suzhou (2015), Belgrad (2014), Bukarest (2013) und Warschau (2012) stattfanden. Neben dem logistischen Sektor hat diese Kooperation auch im Bereich des Tourismus zu sehr dynamischen Entwicklungen geführt. Zwischen 2012 und 2017 wurden 6 neue Direktflugverbindungen zwischen China und Osteuropa eingerichtet, die Zahl der Touristen aus China stieg von 280.000 auf 930.000 an und die Zahl der chinesischen Austauschstudenten verdoppelte sich.

Der Direktor des staatlichen chinesischen Tourismusbüros in Budapest setzte diese Zahlen in Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und der Öffnungspolitik Chinas. Und das Jahr 2019, in dem man 70 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen China und Ungarn feiern dürfe, verspreche ein weiteres Wachstum.

Seitens der ungarischen staatlichen Tourismusbehörde unterstrich Frau Boros Emese den hohen Stellenwert der Kooperation ihres Landes mit China. 2017 hätten die Premierminister beider Länder wichtige Tourismusvereinbarungen unterschrieben. Und sehr frühzeitig habe Ungarn auch Kooperationsvereinbarungen zu der Seidenstraßeninitiative BRI unterzeichnet. Man empfange die chinesischen Touristen besonders gern in Ungarn, denn diese seien „Qualitätstouristen“. Sie interessierten sich namentlich für die Kultur des Landes. Und für 2019 erwarte man ein weiteres Anwachsen der Zahl um 20%.

Frau Boros Emese (Staatliche ungarische Tourismus Behörde)

QU Hongku, Leiter des Büros Budapest der China International Promotion Agency (CIIPA) des chinesischen Handelsministeriums, beschrieb die zahlreichen Kooperationsmöglichkeiten, die sich zwischen beiden Ländern ergäben, insbesondere auch im Tourismus. Und die CIIPA stehe generell als Plattform für den beiderseitigen Austausch zur Verfügung.

QU Hongkun (CIIPA)

Das Reise-Unternehmen Caissa und dessen Kooperation mit dem Veranstalter stellte dessen Vize-Präsident REN Jun vor, bevor Professor Dr. DAI Bin, Präsident der staatlichen Tourismus Akademie der VR China, in einer ersten Grundsatzrede den Stellenwert des Tourismus für China beleuchtete. Staatspräsident XI Jinping habe bereits bei seinem Amtsantritt unterstrichen, wie hoch das Interesse der Chinesen an Auslandsreisen und an einem Studium im Ausland sei. 1998 sei das „Start-up-Jahr“ des chinesischen Tourismus gewesen. Inzwischen habe sich China zur Nr. 1 des „Outbound-Tourismus-Markts“ weltweit entwickelt. Und für 2018 erwarte man erneut Rekordzahlen. Und der Tourismussektor erfordere auch Kreativität. Eine Idee sei etwa, künftig Chunjie in Budapest zu feiern. Chinesische Touristen hätten ein großes Interesse daran, Einheimische kennenzulernen. Sie tätigten außerdem große Ausgaben im Ausland. Die Qualitätsanforderungen an Restaurants und Einkaufszentren seien gestiegen. Während früher eher wahllos im Ausland eingekauft worden sei, würden heutzutage häufig vorab Einkaufslisten angefertigt. Nachholbedarf bestehe allerdings im Bereich des „Inbound-Tourismus“. Hier erhoffe sich China auch entscheidende Zuwächse bei den Besuchern aus Europa.

Professor Dr. DAI Bin (Präsident Tourismus Akademie VR China)

Hieran knüpfte Dr. Michael Borchmann, Senior Adviser der CIIPA und stellv. Vorsitzender der GDCV, an, der in einer weiteren Keynote-Speech über den Zusammenhang von BRI und Tourismus sprach. Seine Recherchen hätten ergeben, dass es etwa in Deutschland mit China Tours Hamburg zumindest einen Reiseveranstalter gebe, der ein ausgeprägtes Reiseprogramm im Zusammenhang mit der Seidenstraßeninitiative aufgebaut habe, u. a. mit einer Oldtimer-Rallye entlang der Seidenstraße. Allgemein beschrieb Borchmann die Entwicklung der eng mit der Person XI Jinping verbundenen BRI, der Widerstände im traditionellen Kerneuropa und das große Engagement der mittel- und osteuropäischen Staaten. Und er gratulierte den Veranstaltern speziell zu der Wahl von Budapest als Lokation: Ungarns Ministerpräsident Orban sei sicher ein besonders engagierter Verfechter der vertrauensvollen Zusammenarbeit. Und generell sei der Tourismus ein wesentlicher Pfeiler der BRI: Ohne die persönliche Begegnung der Menschen bleibe eine rein wirtschaftliche Zusammenarbeit „blutleer“.

Dr. M. Borchmann (GDCV) im herzlichen Austausch mit Prof. DAI

Erschienen in: Deutsch-Chinesische Allgemeine Zeitung

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